Wenn ich so auf Instagram unterwegs bin, fallen mir immer wieder Profile auf, die es sehr locker mit Ihrer Privatsphäre nehmen. Ohne auch nur ein Wort mit jener Person gewechselt zu haben, kann ich ohne großen Aufwand ihren kompletten Beziehungsverlauf rekonstruieren. Ich weiß, wann sie zusammengekommen sind, wie sie ihre Jahrestage verbringen, wann die jeweilige Person Geburtstag hat, was es zum Geburtstag für ein Geschenk gab. Ich kenne jedes einzelne gemeinsame Reiseziel. Oh, sie sind zusammengezogen und hey, ich weiß sogar in welchen Stadtteil. Im besten Fall den Höhepunkt erreichend mit der Verlobung, bis hin zur anschließenden Hochzeit. Jeder Post versehen mit einer herzzerreißenden Liebeserklärung in Hashtag-Form. Kann Liebe nicht schön sein?
Tja, aber nur leider hält nicht jede Beziehung ewig und aus der perfekten Instagram-Liebesgeschichte wird die hässliche Realität. Die Trennung, die verzweifelte Suche nach einer neuen Wohnmöglichkeit, die Aufteilung sämtlicher gemeinsam gekauften Habseligkeiten, Geschenke werden verbrannt und wer darf eigentlich den zuckersüßen Hund behalten? Letzterer wird wohl bei den Eltern oder im Tierheim landen, da einer alleine keine Zeit für ihn hat. Jedoch wird im gleichen Zug keins dieser schmutzigen Details auf Instagram zu finden sein, nur der klägliche Versuch durch Löschung der vorherigen Heile-Welt-Beiträge, diese Liebe ungeschehen zu machen.
Wie wäre es denn stattdessen mal damit konsequent zu bleiben? Ein Foto von der Frau mit dem der Typ seit Monaten eine Affäre hat und die ganz objektiv betrachtet nicht nur viel jünger, sondern auch sehr viel hübscher ist als du. Ein Häufchen Asche und ein Porzellanflamingo, der armselige Rest deines Anteils, denn eigentlich hat er eure gesamte Einrichtung bezahlt. Ein Bild von deinem Nervenzusammenbruch, gefolgt von einer Fressattacke. Aber leider passen diese Szenarien nicht in deine selbsterschaffene Internet-Traumwelt. Also meine Fragen, warum denn überhaupt so viele Einblicke in das Liebesleben? Ist die Beziehung so langweilig, dass man sich durch Likes einen Kick holen muss? Oder gehört so ein Verhalten einfach zu unserer heutigen Zeit?
Wenn ich mit jemandem glücklich bin, ist diese Verbindung mein Schatz, etwas, das nur mir gehört. Die gemeinsame Zeit ist so kostbar, dass ich gar nicht darüber nachdenke mein Handy in die Hand zu nehmen. Vielleicht mag meine Ansicht etwas kurios klingen, da auf meinem Blog doch viel Persönliches zu finden ist, doch, wenn man es genau nimmt, nichts Handfestes über mein Liebesleben.
Hört auf der Außenwelt zeigen zu müssen, wie glücklich ihr seid, sondern lebt euer Glück. So kommt ihr dann auch um schmerzhafte Nachfragen drum herum, sollte es doch nicht ideal laufen. Oder publiziert auch die negativen Seiten, so hättet ihr wenigstens meinen Respekt und etwas Selbstironie hat noch niemandem geschadet.
Richtig guter Artikel! Ich finde es auch krass, wie viel auch teilweise erwartet wird, was die Blogger alles mit der Öffentlichkeit teilen. Dann wird von Authentizität geredet, weil quasi keine Privatsphäre mehr vorhanden ist und die Follower ALLES wissen müssen, ansonsten werden Blogger als undurchsichtig und Fake abgestämpelt.
Ich hab mir tatsächlich vor kurzem sehr viele Gedanken darum gemacht und selbst einen ähnlichen blogpost verfasst.
Ach, und mir gefällt dein Titel hierzu, ich find Clickbates manchmal geil
Vielen Dank. Ich muss mir deinen Text auch unbedingt durchlesen ❤