Die andere Frau

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Es ist das Jahr 2020. Wir sind die Generation mit sämtlichen Möglichkeiten. Die meisten Schlachten wurden geschlagen, um uns den Weg für die Freiheit zu ebnen, die Freiheit uns im Job zu verwirklichen, die Freiheit, jede Art von Beziehungsmodell zu leben. Fluch und Segen zugleich, denn trotzdem ist das konservative Beziehungsmodell, Mann und Frau, Hochzeit, Kinder, Haus, in unseren Köpfen, auch wenn wir uns eigentlich nach etwas Anderem sehnen. Der Kompromiss, eine offene Beziehung. Die moralisch fragwürdige Lösung, Betrug.

Nun gibt es doch verschiedenste Ansätze dieses Modells einer offenen Beziehung. Na klar, jedes Paar muss seine eigenen Regeln schaffen, mit denen sich beide wohl fühlen. Wie entsteht diese Art von Beziehung? Wird eine bereits bestehende Beziehung geöffnet oder entscheidet man sich von Anfang an für diesen Weg? Lässt man sich auf Affären ein oder geht es nur um One-Night-Stands? Wie geht man mit Eifersucht um? All dies sind Fragen, die man sich stellen muss, denn die Basis jeglicher Beziehung ist Vertrauen und Kommunikation. Aber in diesem Text soll es nicht um Paare gehen, sondern um den Teil, der zwangsläufig dazu gehört und doch immer außen vor ist, die andere Frau.

Nur allzu oft war ich diese andere Frau, bewusst oder unbewusst. Mal war ich die, die sich vor ihr fürchtete, der vermeidlichen Bedrohung. Es ist nicht einfach zu wissen, dass es neben einem noch eine oder mehrere Frauen gibt. Ich musste feststellen, dass mir die Ungewissheit, am schwersten fiel, in einer Beziehung, in der nicht über die anderen Frauen gesprochen wurde. Wie ein dunkler Schatten spukten sie in meinem Kopf, ließen meiner Fantasie freien Lauf. Hingegen in einer anderen Beziehung, in der offen über die anderen Frauen geredet wurde, merkte ich, wie ich mich anfing von meinem Partner zu distanzieren. Nicht die anderen Frauen sind das Problem, sondern mein Verhältnis zu den jeweiligen Männern ist es. Denn wenn du erstmal selbst die andere Frau bist, wird dir bewusst in was für einer abhängigen Situation du bist. Ob offene Beziehung oder heimliche Geliebte, es sind zwei Menschen, die sich füreinander entschieden haben und du. Du, die auf absurde Weise trotzdem in die Beziehung involviert bist. Du, deren Bild der Freundin gezeigt wird, ohne dass du je ein Bild von ihr gesehen hast. Du, die gehen muss, wenn es zu kompliziert wird. Du unterliegst den Spielregeln der jeweiligen Beziehung, du darfst die Regeln nicht mit aufstellen.

So oft wird die andere Frau als das Böse gesehen, weil es einfacher ist, sie als Sündenbock zu verurteilen, als die eigene Beziehung anzuzweifeln. Jeder, der seine Beziehung öffnet muss damit rechnen, dass es die anderen Frauen geben wird und keine dieser anderen Frauen trägt eine Mitschuld, wenn diese Beziehung daran zerbricht. Letztendlich ist es irrelevant ob die Beziehung geöffnet oder geschlossen ist, keins dieser Modelle schützt einen vor potentiellen anderen Frauen. Also warum hören wir nicht auf die andere Frau als unseren Feind zu sehen und hinterfragen nicht lieber das Vertrauen in uns und unsere Beziehung?

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Ein Kommentar zu “Die andere Frau

  1. Hallöchen,
    das ist ein sehr spannendes Thema und ich sehe es genauso wie du! Wenn jemand beispielsweise fremdgeht, dann ist nicht die andere Frau das Problem oder der Mann, sondern die Beziehung selbst. Wenn man ganz und gar glücklich wäre, dann würde niemand sich die Erfüllung woanders suchen!

    Schönen Start ins Wochenende!

    Liebst Linni
    http://www.linnisleben.de

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